Streit und Beißereien im Terrarium
Wie man häufige Ursachen ausschließt
Ein Fremdgeruch von den empfindlichen Mäusenasen an einer anderen Maus erschnuppert bedeutet, dass die Maus als 'gruppenfremd' eingestuft wird. Schließlich riecht sie fremd und gehört offenbar nicht zum Clan. Schon ist es zu spät und das Gerangel ist ausgelöst. Die Mäuse müssen mit viel Aufwand eingegliedert (vergesellschaftet) oder für immer getrennt werden.
Gruppenfremde, aber auch vermeintlich gruppenfremde Rennmäuse werden aggressiv attackiert, um sie aus dem Revier zu vertreiben. Ebenso kann es zu Streitereien kommen, wenn die Rangordnung im Terrarium aufs Neue bestimmt wird. Rivalitäten können ausbrechen, wenn junge Mäuse heranwachsen.
Gruppenfremde Mäuse werden vertrieben
An der Körperunterseite vorne (also am Bauch) haben Rennmäuse eine Duftdrüse. Bei jüngeren Mäusen ist die Duftdrüse nur undeutlich zu erkennen. Bei älteren Rennern ist die Duftdrüse sehr markant, weil das umgebende Fell vom Duftsekret dunkel eingefärbt ist. Diese Duftdrüse der Maus erzeugt einen Duftstoff zum Markieren des Aufenthaltsbereichs und des Reviers mit Duftmarken.
Jede Rennmaus hat ihren eigenen Geruch, der für andere Mitglieder der Gruppe unverwechselbar ist. Familienmitglieder werden an diesem Geruch erkannt. Alles, was fremd riecht, gehört nicht zum Familienverband, wird bekämpft und vertrieben.
Leben im Gruppenverband
Duftdrüse der Rennmaus
Warum streiten die Rennmäuse?
Streit und Beißereien im Rennmausterrarium können unterschiedliche Ursachen haben. Manchmal ist der Grund für den Streit nicht offensichtlich und man wird von der plötzlichen Situationsveränderung völlig überrascht.
1 Gruppenfremde Maus?
Ein Fremdling im Revier einer Rennmaus wird bekämpft und vertrieben. Nicht umsonst ist die griechisch-lateinische Bezeichnung "Meriones unguiculatus" (Krieger mit Krallen). Solche Auseinandersetzungen enden oft mit schlimmen Bisswunden, selten mit dem Tod einer Rennmaus!
2 Vermeintlich gruppenfremd?
Auch innerhalb eines stabilen Clans kann es zu Raufereien kommen, wenn eine zur Gruppe gehörende Maus plötzlich anders (fremd) riecht. Dieses Mitglied der bisher stabilen Gruppe wird dann als "gruppenfremd" eingestuft. Möglicherweise riecht sie nun anders, weil an ihr ein Fremdgeruch haftet.
Die vermeintlich gruppenfremde Rennmaus wird vertrieben! Beißereien sind zu erwarten.
3 Rivalenkämpfe in der Gruppe?
Rivalenkämpfe in einem vorher stabilen Gruppenverband sind nicht ausgeschlossen. Ganz bestimmt dann nicht, wenn die Größe des Terrariums unangemessen ist, die Rangordnung neu festgelegt wird oder der alte "Boss" gestorben ist. Auch wenn das bisherige dominante Weibchen innerhalb der Gruppe 'abtreten' muss, weil nachrückende Jungtiere ihre Position erstreiten möchten, muss man mit Beißereien rechnen.
Auslöser und Ursachen ausschließen - Streit vermeiden
Für den oben unter Punkt 2 aufgeführten Grund (vermeintlich gruppenfremd) kommen diese möglichen Auslöser und Ursachen für Streitereien infrage:
Ein Anfassen der Mäuse mit "Cremehänden"
Eine längere Trennung von der Gruppe
Einrichtungsgegenstände "duften" nach Fremdmaus
Beim Auslauf einen Fremdgeruch angenommen
Alles OK - Boxen und Drängeln
Möglichst keine Fremdgerüche übertragen
Wenn man die Grundregeln beachtet, kann man einige mögliche Ursachen ausschließen.
Ein fremder Geruch nach einem Auslauf kann Streit auslösen. Wenn der Teppich kürzlich shampooniert wurde, sollte man auf den Auslauf im Zimmer verzichten. Auch die Verwendung von Raumsprays verbreitet Parfümgeruch, der sich am Boden absetzen kann.
Nicht oft genug kann man daran erinnern, dass ein Parfüm oder eine Handcreme an den Händen, von uns Menschen kaum bemerkt, von den Rennmäusen aber sehr gut wahrgenommen wird. Es muss nicht unbedingt sofort einen Streit auslösen, sollte aber ausgeschlossen werden.
Vor dem Anfassen einer Rennmaus sollten die Hände immer gründlich gewaschen werden, beim letzten 'Spülgang' mit reichlich klarem Wasser. Dann zuerst mit den Händen durch die Einstreu zum Neutralisieren, damit der Geruch der Einstreu aufgenommen wird. Das gilt grundsätzlich auch für Besucherhände!
Nach der Arbeit in der Küche kann ein Lebensmittelgeruch an den Händen haften. Das Gleiche gilt nach dem Hausputz für Reinigungsmittel oder nach dem Putzen des Fahrrads für Öl und Politur. Das könnte einen Streit auslösen und sollte beim Umgang mit Rennmäusen beachtet werden.
Nach dem Besuch beim Tierarzt gilt das Gleiche wie nach der Reinigung, einem Auslauf oder längerer Abwesenheit. Beobachte deine Mäuse etwas intensiver. Möglicherweise wurden neue Gerüche auf eine Maus übertragen. Das geschieht nicht zwangsläufig, ist aber möglich.
Erfahrungsbericht - Streit nach der Reinigung des Terrariums
Kürzlich hatte ich einen riesigen Aufstand in zwei Terrarium gleichzeitig (zwei Zweiergruppen). Ich hatte nach der Grundreinigung der beiden Gehege die beiden Korktunnel vertauscht. Das ist mir erst später aufgefallen. Gruppe 1 hatte den Tunnel von Gruppe 2 und umgekehrt. Nach etwa 15 Minuten ging in beiden Terrarien die Beißerei los.
Ich wusste nicht, wo mir der Kopf stand. So schnell konnte ich kaum reagieren, weil alles ziemlich zeitgleich geschah. Zwei verbissene Fellknäuel und Blut. Eine Gruppe konnte ich noch in der Nacht (nach ca. 2 Stunden) wieder aneinander gewöhnen. Die andere Gruppe musste ich für die Nacht trennen und am nächsten Tag neu Vergesellschaften.
Rennmäuse putzen sich gegenseitig
Die Ursache lag in den beim Reinigen vertauschten, nicht zugehörigen Einrichrungsgegenständen, denen der Geruch des anderen Rennmaus-Clans anhaftete. Durch den fremden Geruch wurden die Mäuse in Alarm versetzt. Große Aufregung in beiden Terrarien. Als ich beobachtete, dass sie sich wieder gegenseitig putzen, war alles in Ordnung.
Damit mir das nicht noch einmal passiert, habe ich jetzt Schlafhäuschen und Tunnel beschriftet.
Einrichrungsgegenstände bezeichnet
Was tun bei anhaltenden Raufereien?
Bei anhaltendem Streit und aggressivem Verfolgen mit Beißereien muss man die Tiere kurzfristig trennen. Manchmal reicht es, die Tiere, separiert durch einen
Trenner, innerhalb des Terrariums zu belassen oder eine der Mäuse innerhalb der
Transportbox für eine Nacht in das Terrarium zu stellen. Die Tiere können sich nicht streiten, sehen und riechen sich aber. Zerstrittene Tiere sollte man möglichst schnell wieder aneinander gewöhnen. Dieses Eingewöhnen nennt man "Vergesellschaften". Dazu gibt es auf Gerbils-Grossing zwei separate Seiten zu den Verfahrensweisen.
Methoden der Vergesellschaftung
In der Tiersoziologie wird mit "Vergesellschaftung" der Prozess bezeichnet, ein Tier oder eine Gruppe von Tieren in eine existierende Gruppe einzugliedern. Das geschieht beim Umsiedeln von Nutz- oder Haustieren oder auch beim Aussiedeln von Wildtieren aus der Gefangenschaft in die natürliche Umgebung. Auf Rennmäuse bezogen, nennt man die Eingewöhnung in eine Gruppe oder das Aneinander gewöhnen "vergesellschaften".
Vergesellschaftung
Trenngitter-Methode
Vergesellschaftung
Kleinraum-Methode
Vergesellschaftung
Box-in-Box Methode
Die behelfsweise Trennung
Es geschieht ganz überraschend und man ist nicht vorbereitet: Die Rennmäuse streiten sich und möglicherweise kommt es zu Beißereien. Die Tiere müssen sofort getrennt werden. Bei einer Rauferei würde ich zunächst auf eine Transportbox zurückgreifen, um eine der Rennmäuse unterzubringen, aber was dann? Als nächste Maßnahme würde ich mit einem
Trenngitter das Terrarium behelfsweise unterteilen.
Blättern in der Rubrik Verhalten
1
2
3
4
5
6
7
8
Keywords:
Rennmaus
Verhalten
Streit
Beißereien
Terrarium
Gruppenfremd
Duftdrüse
Geruch
Familienverband
Ursachen
Vergesellschaftung
Streitereien
Rivalenkämpfe
Fremdgerüche